NEUER WILDER

Seit Jurassic Park wissen wir, daß ein Raptor in der Typologie der Dinosaurier die Rolle des bissigen Aggressors besetzt. Wenn nun ein Sportwagen-Prototyp unter gleichem Namen präsentiert wird, birgt die Modellphilosophie nur mehr wenig Geheimnisse. Immerhin soviel: Die 620 PS-Flunder ist mitnichten das Konstrukt irgendeines leistungsverliebten Sonderlings sondern entstand in Kooperation namhafter Partner, nämlich Zagato, Lamborghini und dem Schweizer Projektmanager Alain Wicki.

Normalerweise ist Schleinikon ein friedliches Dorf im Kanton Zürich. Kinder spielen, Kühe weiden, Hausfrauen arbeiten im Garten. Auch an diesem sonnigen Sommermorgen stört nichts die Idylle, bis sich mit gefährlich klingendem Röhren der Raptor ankündigt. Trotzdem ergreifen die Dorfbewohner nicht die Flucht. Es handelt sich ja auch. nicht um den Amoklauf eines besonders aggressiven Dinosauriers, sondern nur um die Testfahrt eines dort zur Serienreife entwickelten Prototyps.

Der Raptor ist ein ehrgeiziger Traum von Zagato und Projektpartner Alain Wicki in Zusammenarbeit mit Lamborghini. Für Zagato bedeutet der futuristische Zweisitzer das Comeback als renommierter Designer im Sportwagenbereich. Das traditionsreiche Mailänder Unternehmen baute schon 1966 den besonders aufregenden Lamborghini 3500 GTZ.



Zielsetzung: Eine exklusive Kleinserie soll die Lücke bis zum Auftritt des neuen Diabolo schließen.

Die größten Erfolge feierte man aber in den dreißiger Jahren als Karossier von Rennfahrzeugen und Kleinserien, später mit unvergessenen Leichtbauversionen auf Chassis von Aston Martin und Fiat bis hin zu Maserati. Heute kennen nur noch Fans den klingenden italienischen Namen. Die letzten Kleinserien waren der kantige Alfa Romeo SZ und der charaktervolle Lancia Hyena, von dem 25 Stück gebaut wurden.

Auch der Raptor soll laut Alain Wicki höchstens 50mal (ungefähr zum Preis eines Diablo) verkauft werden. Als besonders exklusive Kleinserie überbrückt er die Zeit, bis Lamborghini den neuen Diablo lanciert.

Für den ehemaligen Skeleton-Weltmeister und Autorennfahrer Wicki ist der extravagante Supersportwagen die Erfüllung eines jugendtraumes. Mit Andrea Zagato war er von Anfang an dabei, wie die Konstruktion innerhalb von nur vier Monaten am Computer entstand und mit modernsten Produktionsmethoden auf die Räder gestellt wurde.



Unter der imposanten, aufklappbaren Heckverschalung ruht ein längs eingebauter, bärenstarker Zwölfzylinder-Mittelmotor von Lamborghini, dem ein von Z-Engineering entwickelter Kompressor den Extra-Kick verpaßt.

Die Technik lieferte Lamborghini. Das hochwertige Chassis mit permanentem Allradantrieb und der bullige V12 stammen ebenso vom Diablo wie das Fünfganggetriebe und die aus dem Rennwagenbau entlehnten Aufhängungen. Völlig eigenständig ist die kompakt wirkende Kunststoffkarosserie mit markantem Kühllufteinlaß, einteiliger Cockpitverschalung und riesigem Heckteil. Charakteristisch für Zagato ist das traditionelle Double-Bubble-Dach mit zwei Rundungen, das sich bei schönem Wetter mit wenigen Handgriffen entfernen läßt.

     

Mit der Variabilität geht Zagato noch einen Schritt weiter. je nach Kundenwunsch kann der Raptor auch als Ein- oder als Zweisitzer mit separaten Dachkuppeln bestellt werden. Wicki: "Dies ist erst der Prototyp, ein fahrendes Labor. Der Raptor II wird mit weiteren innovativen Lösungen überraschen.



Die spartanisch ausgestattete Mittelkonsole beherbergt nur die allernötigsten Schalter.

Bei der ersten Probefahrt offenbarte sich schon der Prototyp als Überraschung. Das stilvoll mit Alcantara ausgekleidete Interieur hat zwar nur unwesentlich mehr zu bieten als ein Formel-Rennwagen: eine digitale Anzeigeneinheit für alle wichtigen Fahr- und Motordaten, eine Mittelkonsole mit den allernötigsten Schaltern, eine klassische offene Schaltkulisse und als einziger Luxus - eine Klimaanlage.

Die Musik liefert der Motor. Um den Raptor von einem normalen Diablo abzusetzen, verpaßt der Schweizer Tuningspezialist Z-Engineering dem Zwölfzylinder auf Wunsch einen kompakten, riemengetriebenen Turbinenkompressor, der die Motorleistung auf 620 PS anwachsen läßt.

Soviel Kraft unter der Haube und ein Gewicht, das gegenüber dem Diablo dank kompromißloser Funktionalität um rund 300 Kilo abgespeckt werden konnte - das garantiert wahrhaft atemberaubende Fahrleistungen.



In Kurven fährt der Mittelmotor-Zweisitzer sich wie ein Kart, dank Allradantrieb ist er dabei erstaunlich leicht zu bändigen.

Auch ohne Sechsganggetriebe legt der Mittelmotor-Zweisitzer rekordverdächtige Sprints auf den Asphalt. In Kurven fährt er sich wie ein Kart, dank Allradantrieb ist er dabei erstaunlich leicht zu bändigen. Und exklusiv mit Alcon-Bremssätteln und riesigen Scheiben bestückt, sticht der Raptor den Diablo auch beim Bremsen locker aus.

Einzig auf ABS oder ASR wird bewußt verzichtet, wenn die Kleinserie nunmehr anläuft. Alain Wicki: "Der Raptor soll ganz im Stil epochaler Zagato-Fahrzeuge mit funktionellem Design und sichtbar gemachter Technik begeistern."